Kundenporträt: Stiftung Landwirtschaft und Behinderte in Brugg – jeder ist ein Gewinner
Das Konzept der Stiftung Landwirtschaft und Behinderte (LuB) entstand 1988. Auf der einen Seite fehlten Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung, auf der anderen Seite gab es Bauernfamilien, die gerne Arbeitsplätze mit Familienintegration angeboten hätten. Zusammen mit dem Bundesamt für Sozialversicherungen wurde ein Modell für eine zentrale Koordinations- und Begleitstelle für Betreuungsplätze erarbeitet. Das während fünf Jahren ehrenamtlich geführte Pilotprojekt mit sieben Plätzen in sieben Familien verlief erfolgreich und am 14. Dezember 1993 wurde die Stiftungsurkunde unterzeichnet.
Die Trägerschaft der Stiftung besteht aus insieme Schweiz und dem Schweizer Bauernverband. Heute beschäftigt LuB sieben Personen, davon 5.65 Vollzeitangestellte. Ziel der Institution ist es, dass die Behinderten in die Arbeitswelt integriert werden und keine Separierung entsteht.
Ein für alle stimmiges Angebot
Das Angebot LuB umfasst die Vermittlung, Platzierung und Begleitung von Arbeits- und Betreuungsverhältnissen oder auch von beruflichen Massnahmen (Lehrausbildung und Anlehre) für behinderte Menschen in der Landwirtschaft.
Des Weiteren bietet die Stiftung Wochenend- und Ferienbetreuung sowie andere Weiterbildungen an. Von diesen Angeboten können Menschen mit Behinderungen in 14 Kantonen Gebrauch machen. Dass dieses für alle Beteiligten gewinnbringende Modell nicht in jedem Schweizer Kanton angeboten wird, hat verschiedene Gründe. Aktuell kommen die meisten Anfragen aus der Deutschschweiz. Leider arbeiten aber auch noch nicht alle Deutschschweizer Kantone mit der Stiftung zusammen. Hier zeigt sich der Nachteil des föderalistischen Systems, da jeder Kanton seine eigenen Richtlinien für die Umsetzung solcher Angebote erarbeite hat.
Vom Behinderten zum Familienmitglied
Das Schöne am von der Stiftung angebotenen Beschäftigungsmodell ist, dass die Bauernfamilien und die Behinderten zu einer Familie zusammenwachsen. So gab es Betriebe, in denen der Betreute schon die zweite Familiengeneration aufwachsen sah und nach deren Hofübernahme auch weiter beschäftigt wurde.
Es gab sogar so gut funktionierende Integrationen, bei denen der Betreute nach seiner offiziellen Pensionierung auf dem Hof blieb. Damit es soweit kommt, ist es wichtig, die Bauernfamilien öfters zu entlasten. Deshalb fahren ihre Schützlinge an den Wochenenden zu ihren Angehörigen oder in einen der beiden Stützpunkte. Dieser betreute Wochenendbetrieb gibt allen Beteiligten eine Verschnaufpause und kann einspringen, wenn eine überbrückende Betreuungslösung für ein Wochenende notwendig wird. An diesen Standorten werden auch die Ferienangebote lanciert.
Die Bauernfamilien sehen ihre neuen Hofmitglieder als eine Bereicherung. Natürlich gibt es auch da und dort – vor allem bei neuen Familien – Herausforderungen zu bewältigen. Dabei werden die Betriebe von der LuB mit Beratung, Coaching, Weiterbildung und weiteren Massnahmen unterstützt. Auch gibt es jährliche Anlässe, an denen sich die Familien mit Gleichgesinnten austauschen können.
Erfolgreich gewachsen
Während es im Pilotprojekt nur gerade sieben Betreuungsplätze gab, werden heute von der LuB 80 Personen betreut. Das bisherige Konzept hat sich bewährt und das Stiftungsteam weiss mittlerweile, was funktioniert und was nicht. So wird zum Beispiel immer ein sogenannter Dreiparteienvertrag zwischen der Bauernfamilie, den Angehörigen und der LuB abgeschlossen. Dadurch kennt jeder seine Rechte und Pflichten.
Die Arbeit der Stiftung beweist, dass eine erfolgreiche Integration von Menschen mit Beeinträchtigung möglich ist. Neben der Zufriedenheit der betroffenen Personen ist das Angebot für alle Organisationen auch finanziell als Erfolg zu werten. Die Stiftung ist schlank aufgestellt und arbeitet effizient. Dadurch kann sie sich auf das Wesentliche konzentrieren: die Menschen und ihre Integration in ein normales Leben.
Von der Keramikerin zur Stiftungsleiterin
Eine Stiftung zu leiten ist eine anspruchsvolle Aufgabe, bedingt auch durch die vielfältigen Rahmenbedingungen, welche beachtet werden müssen. Susanne Steiner kennt die Herausforderungen bestens. Anfang 2015 wechselte Sie zu der in Brugg ansässigen LuB und übernahm deren Leitung. In Deutschland aufgewachsen, lebt sie seit 26 Jahren in der Schweiz und ist seit über 25 Jahre in der Behindertenarbeit tätig. Den Einstieg hat sie als gelernte Keramikerin durch die Übernahme einer Behindertenwerkstatt- Abteilung gefunden. Aufgrund der Freude an der Arbeit und am Umgang mit behinderten Menschen bildete sie sich kontinuierlich weiter – nicht nur in ihrem Fachgebiet, sondern auch in der betriebswirtschaftlichen Führung von NPOs. Als Stiftungsleiterin ist sie für den gesamten operativen Bereich sowie für das Personal und das Rechnungswesen zuständig. Sie führt die Stiftung mit viel Enthusiasmus und Freude sowie dem Blick für das Wesentliche. Dies sind wichtige Eigenschaften, die man im Umgang mit allen Anspruchsgruppen haben muss.
Obwohl Susann Steiner die Arbeit sehr viel Spass macht und kein Tag dem anderen gleicht, freut sie sich auf den privaten Ausgleich. Er hilft die Herausforderungen anzupacken. Die persönliche Einstellung macht aber auch hier den Unterschied: Ihr ist es wichtig, das Positive und nicht das Negative zu sehen. Erholen kann sie sich sehr gut auf verschiedensten Velotouren im In- und Ausland oder bei der Arbeit in ihrem Garten.
Die Stiftung LuB betreibt kein Sponoring, freut sich aber über Spenden mit denen besondere Wünsche erfüllt warden können. Weitere Informationen zur Stiftung und ihrer Arbeit erhalten Sie unter www.lub.ch.
Zusammenarbeit mit OBT
OBT prüft die Jahresrechnung der Stiftung Landwirtschaft und Behinderte seit längerer Zeit gemäss dem Rechnungslegungsstandard Swiss GAAP FER inkl. FER 21. Die Umstellung auf den neuen Standard konnte per 1. Januar 2015 erfolgreich umgesetzt werden.
Susann Steiner über die Zusammenarbeit: «Ich bin sehr froh über die Unterstützung von OBT. Sie arbeiten speditiv und die Beratung ist sehr kompetent.»